Pressemitteilung: Zukunftsfonds Asse fördert "Gedenk- und Begegnungsort Samsonschule"

Die vollständige Pressemitteilung finden Sie als PDF unter diesem LINK.
Pressekontakt zu dieser Meldung: Dr. Stefan Brauckmann, Moses Mendelssohn Institut GmbH für die Moses Mendelssohn Stiftung, Presse-FM@moses-mendelssohn-institut.de, 040/37502263
Zukunftsfonds Asse fördert „Gedenk- und Begegnungsort Samsonschule“ mit rund 100.000 Euro – Umfassende Sanierung in Wolfenbüttel vor dem Abschluss
Denkmalgeschützes Internatsgebäude der international bedeutenden ehemaligen jüdischen Freischule (1786 – 1928) von 1896 wird durch Projektgemeinschaft um die Moses Mendelssohn Stiftung zu einem Gedenk- und Begegnungsort umgestaltet.
In einem ehemaligen Klassenzimmer entsteht eine Ausstellung zur Geschichte der Schule, der ehemaligen Schüler und Lehrer sowie der Juden in der Region Braunschweig-Wolfenbüttel. Ein Schwerpunkt wird dabei auf die Freundschaft zwischen dem Philosophen der Aufklärung Moses Mendelssohn und dem Dichter Gotthold Ephraim Lessing, die eng mit der Stadt Wolfenbüttel verbunden ist, gelegt.
Die ehemalige Aula der Schule mit rund 150 m² Fläche wird wieder als multifunktionaler Veranstaltungsraum hergestellt. Der Saal wird nach dem berühmten Schüler Emil Berliner benannt und kann künftig auch von Initiativen aus der Region genutzt werden.
Die Stiftung Zukunftsfonds Asse fördert anteilig die Gestaltung des Ausstellungsbereiches sowie des Emil Berliner Saals mit ca. 100.000 €. Die andere Hälfte der Ausstellungskosten wird von der Moses Mendelssohn Stiftung getragen.
In der Samsonschule werden 155 Wohnheimplätze für Studierende und Auszubildende geschaffen, welche wie an anderen Standorten durch die FDS gemeinnützige Stiftung betrieben werden. Die Baumaßnahme wird aus Mitteln der Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank) öffentlich gefördert.
Die Eröffnung findet in der zweiten Jahreshälfte 2025 statt.
Weitere Ausstellungsgegenstände aus privaten Beständen gesucht.
Wolfenbüttel 19.05.2025 – Die umfassende Sanierung und Neunutzung des denkmalgeschützten Internatsgebäudes der ehemaligen jüdischen Samsonschule am Leopold-Zunz-Platz 1 / Neuer Weg 51 in Wolfenbüttel schreitet sichtbar voran. Die Stiftung Zukunftsfonds Asse unterstützt nun das Projekt mit knapp 100.000 Euro für die Gestaltung der Ausstellung und des neuen Emil Berliner Saals als Gedenk- und Begegnungsort, der der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Die Eröffnung ist für den Ausstellungsbereich ist für November 2025 geplant.
Auf Initiative der Moses Mendelssohn Stiftung wird das denkmalgeschützte Internatsgebäude aus dem Jahr 1896 einer geschichtssensiblen Nutzung zugeführt. Die Samsonschule war eine jüdische Freischule mit internationaler Ausstrahlung, die von 1786 bis 1928 bestand – und einen historisch authentischen Ort des Reformjudentums darstellt.
„Die Samsonschule war ein Ort jüdischer Bildung im Sinne des Reformjudentums, der junge Menschen zu aufgeklärten und selbstbewußten Bürgern erziehen wollte. Mit dem neuen Gedenk- und Begegnungsort wollen wir an diese Tradition erinnern, aufklären und zur gesellschaftlichen Verständigung beitragen – ganz im Geiste Moses Mendelssohns und Gotthold Ephraim Lessings“, sagt Dr. Elke-Vera Kotowski, Chefkuratorin der Moses Mendelssohn Stiftung, die das Ausstellungskonzept entwickelt hat und künftig für das Veranstaltungsprogramm in der Samsonschule verantwortlich zeichnet. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Weiterentwicklung von geeigneten Präsentationsformen und die Einbindung von jungen Menschen, Schülerinnen und Schülern, Auszubildenden und Studierenden in die aktive Erinnerungs- und Gedenkarbeit.
Im Erdgeschoss wird in einem ehemaligen Klassenzimmer eine multimedial aufbereitete Dauerausstellung eingerichtet, die die Geschichte der Schule, ihrer Schüler und Lehrer sowie die Entwicklung des jüdischen Lebens in der Region Braunschweig-Wolfenbüttel dokumentiert. Ein zentraler Fokus liegt auf der europäischen Aufklärung und der Freundschaft zwischen Moses Mendelssohn und Gotthold Ephraim Lessing, deren Ideale in Lessings in Wolfenbüttel entstandenen Werk „Nathan der Weise“ bis heute nachwirken. Die Stiftung Zukunftsfonds Asse war von diesem Ansatz überzeugt und fördert daher anteilig die Ausstattung.
Prof. Dr. Julius H. Schoeps, Vorstand der Moses Mendelssohn Stiftung, betont: „Wir wollen mit dem Gedenk- und Begegnungsort Samsonschule nicht nur erinnern – wir wollen Debatten anstoßen, junge Menschen einbeziehen, historische Zusammenhänge erfahrbar machen. Es geht um nichts weniger als eine zeitgemäße Erinnerungskultur, die für Demokratie, Vielfalt und Verständigung wirbt.“
Die Ausstellung erstreckt sich über mehrere Bereiche des Hauses – vom Klassenzimmer über Flure und Treppenhaus bis in die ehemalige Aula im ersten Obergeschoss. Diese wird unter dem Namen „Emil Berliner Saal“ wiederhergestellt und künftig als Veranstaltungsraum für bis zu 100 Personen dienen. Emil Berliner (1851–1929), ehemaliger Schüler der Samsonschule, war Erfinder des Mikrofons und der Schallplatte und ein Pionier der modernen Audiotechnik. Im Jahr 2026 wird es eine große Veranstaltungsreihe aus Anlass des 175. Geburtstages von Emil Berliner geben. Der nach ihm benannte Saal soll regelmäßig kulturelle Veranstaltungen, Vorträge und Lesungen beherbergen und steht auch lokalen Initiativen zur Verfügung. Um den Denk- und Gedenkort einem möglichst bereiten Publikum als Begegnungsort zugänglich zu machen, wird zudem ein in Eigenregie betriebenes „Café Zunz“ eingerichtet, um bei Kaffee und selbstgemachten Kuchen die Begegnungen zu intensivieren und die Kommunikation zu fördern.
Sven Volkers, von der Stiftung Zukunftsfonds Asse, erklärt: „Das Projekt Gedenk- und Begegnungsort Samsonschule steht sinnbildlich für das deutsch-jüdische Kulturerbe und die Bildungslandschaft in unserer Region. Wir sehen hier eine große Chance, einen Ort des Lernens, Erinnerns und Miteinanders dauerhaft zu etablieren.“
Parallel entstehen im Gebäude 155 Wohnheimplätze für Studierende und Auszubildende, betrieben durch die FDS gemeinnützige Stiftung. Die Baumaßnahme wird über die Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank) öffentlich gefördert. Ein besonderer Fokus liegt auf einem partizipativen Vermittlungskonzept: Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner sollen aktiv in die Erinnerungsarbeit einbezogen werden – durch Mitwirkung an Projekten, Ausstellungen und Veranstaltungsformaten.
Zur Vervollständigung der geplanten Ausstellung bittet die Moses Mendelssohn Stiftung um Exponate aus Privatbesitz, die den Alltag an der Samsonschule, das Miteinander mit der Stadtgesellschaft und die historischen Umbrüche erfahrbar machen. Gesucht werden insbesondere Objekte und Quellen, die individuelle Perspektiven beleuchten – sowohl aus jüdischer als auch aus nicht-jüdischer Sicht. Insbesondere die Beziehungen der Mehrheitsgesellschaft gegenüber der Schule und dem jüdischen Leben in Wolfenbüttel sind von großem dokumentarischem Interesse.
Beispielhaft gesucht werden:
Fotos, Zeichnungen und Abbildungen der Samsonschule, ihrer Schüler, Lehrkräfte oder Schulalltagsszenen, auch im Kontext des städtischen Lebens.
Tagebucheinträge, Briefe, Erinnerungen oder andere Egodokumente, die persönliche Eindrücke aus der Zeit an der Schule oder aus der Stadtgesellschaft überliefern.
Gegenstände mit Bezug zur Samsonschule oder zu ehemaligen Schülern – etwa Bücher, Hefte, Schulutensilien, persönliche Erinnerungsstücke oder Fundstücke aus dem Umfeld des Gebäudes.
Über die Moses Mendelssohn Stiftung:
Die Moses Mendelssohn Stiftung hat die Projektgemeinschaft rund um die Revitalisierung der ehemaligen Samsonschule initiiert. Ziel der Stiftung ist es an die bedeutende deutsch-jüdische Geschichte des Gebäudes in Wolfenbüttel zu erinnern und zugleich Wohnraum für Studierende und Auszubildene sowie einen Raum für lokale Initiativen zu bieten, die sich für eine offene Gesellschaft einsetzen.
Die Stiftung steht in der Tradition der 1929 gegründeten „Moses Mendelssohn Stiftung zur Förderung der Geisteswissenschaften“. Sie fördert Bildung, Erziehung, Wissenschaft und Forschung auf dem Feld der europäisch-jüdischen Geschichte und Kultur. Darüber hinaus versteht sich die Stiftung als Dachgesellschaft für die bereits seit Jahren erfolgreich arbeitende Moses Mendelssohn Akademie in Halberstadt und das Moses Mendelssohn Institut in Berlin/Hamburg.
https://www.moses-mendelssohn-stiftung.de/
Über die Stiftung Zukunftsfonds Asse:
Die Stiftung Zukunftsfonds Asse ist eine öffentlich-rechtliche Landesstiftung, die als Impuls- und Ideengeberin sowie durch wirkungsorientierte Projektförderung die strukturelle Entwicklung des Landkreises Wolfenbüttel unterstützt. Sie wurde ins Leben gerufen, um dazu beizutragen, Belastungen durch die Einlagerung radioaktiver Abfälle in der Schachtanlage Asse II sowie den Weiterbetrieb bis zur Stilllegung einschließlich einer Rückholung radioaktiver Abfälle und der hiermit im Zusammenhang stehenden Maßnahmen auszugleichen. Die Stiftung erhält Zuwendungen des Bundes nach Maßgabe des Bundeshaushalts und fördert Projekte in den Bereichen Bildung, Kultur, Soziales, Umwelt und Infrastruktur. Aktuell hat sie ihren strategischen Rahmen schwerpunktmäßig auf Förderungen in den Bereichen „Ideen für Morgen“, Ehrenamtsunterstützung“ und „Unser Wasser“ ausgerichtet und möchte hierdurch entsprechende Entwicklungsimpulse im Fördergebiet setzen. Zusätzliche Förderschwerpunkte der Stiftung Zukunftsfonds Asse stellen derzeit die Projektfelder "Klimaschutz", "Naherholung und Tourismus", Kultur" und "Infrastruktur" dar.
Über die FDS gemeinnützige Stiftung
Die FDS gemeinnützige Stiftung wird den Betrieb des öffentlich geförderten Wohnheims übernehmen. Ausschließlich an Studierende und Auszubildende werden 153 Einzelapartments und zwei WG-Zimmer (155 Plätze) vermietet.
Gegründet wurde die FDS gemeinnützige Stiftung 1971 als Verein. Die Gründungsmitglieder sind ehemalige Studierende der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Aus der eigenen Erfahrung des mangelnden studentischen Wohnraums heraus initiierten sie die Gründung des Förderkreises. 2006 wurde aus dem eingetragenen Verein eine nicht rechtsfähige Stiftung, die die Ziele und Aufgaben unter dem Namen FDS gemeinnützige Stiftung fortführt. Diese unterstützt junge Menschen in der Ausbildungsphase durch den Betrieb von öffentlich geförderten Wohnheimen und freifinanzierten Studierendenapartments für Studierende und Auszubildende.