01.12.2022

Heute vor 150 Jahren - Bahnhofseröffnung auf dem Großen Grasbrook

Der Hannoversche Bahnhof in Hamburg kurz nach der Eröffnung und zwischen 1904 und 1906 (unten)
© Moses Mendelssohn Institut GmbH 2022

Heute vor 150 Jahren, am 1.12.1872, wurde auf dem Großen Grasbrook in Hamburg ein weiterer Kopfbahnhof eröffnet. Damit war die erste feste Hamburger Elbquerung über Norder- und Süderelbe nach Harburg fertiggestellt.

Gebaut wurde die Verbindung von Hamburg in das niederländische Venlo als Teil des internationalen Verkehrsprojektes "Paris-Hamburger Bahn" von der Köln-Mindener Eisenbahn Gesellschaft. Daher wurde der Endbahnhof als "Venloer" oder "Pariser Bahnhof" bezeichnet.

Durch die Elbbrücken war Hamburg direkter an den Süden des im Jahr zuvor gegründeten Deutschen Kaiserreich angebunden. Im benachbarten Harburg bestand zum Beispiel seit 1847 eine Verbindung zum wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Lehrte bei Hannover.

Mit der Eröffnung des Hamburger Hauptbahnhofes 1906 verlor der ab 1892 so genannte "Hannoversche Bahnhof" seine Bedeutung im Personenverkehr, fungierte jedoch fortan als zentraler Güterbahnhof. Das Empfangsgebäude mit der etwa 37 Meter breiten Bahnhofshalle, die fünf Gleise überspannte, wurde vor allem für den Eilgutverkehr genutzt. In Ausnahmefällen wurden jedoch weiter Personentransporte zum Beispiel für Sonderverkehre durchgeführt.

Aufgrund der Lage im rein gewerbliche geprägten Hafengebiet an der Zollgrenze zum Hamburger Freihafen, verschwand der eigentlich zentral an der ehemaligen Alststadtbefestigung gelegene Bahnhof zunehmend aus dem Bewusstsein der Hamburger Bevölkerung.

In der Zeit von Mai 1940 bis Februar 1945 wurden von diesem Bahnhof in 20 Deportationszügen über 8.000 Menschen in die nationalsozialistischen Vernichtungslager und "Ghettos" verschleppt. Die meisten von ihnen kamen durch diese auf systematische Vernichtung ausgelegte Politik ums Leben und sahen ihre Heimatstadt nie wieder.

Heute ist das ehemalige Bahnhofsgelände größtenteils durch die HafenCity überprägt. Im so genannten "Lohse-Park" wurde ein Teilbereich des ehemaligen Bahnhofvorplatzes erhalten. Außerdem wurde ein Ort des Gedenkens und der Trauer eingerichtet. Ein Dokumentationsort als zentraler Lernort soll in den nächsten Jahren hinzukommen.